Dekanatssynode Hof diskutiert Kirchenreform und neue Wege der Verkündigung
Hof – Von federleichten Sohlen bis zu massiven Umbauplänen: Die Dekanatssynode des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Hof am 25. Oktober 2025 spannte einen weiten Bogen zwischen visionären Zukunftsentwürfen und konkreten Herausforderungen einer Kirche im Wandel.
Bereits der Abendmahlsgottesdienst um halb zehn am Morgen stimmte auf einen besonderen Tag ein. In den Räumen der Synode herrschte eine Atmosphäre konzentrierter Erwartung – spürbar war, dass es um mehr gehen würde als um Routineangelegenheiten.
In dem feierlichen Gottesdienst wurde auch Pfarrerin Nicola Aller als Öffentlichkeitsreferentin im Dekanatsbezirk Hof durch Dekan Müller installiert. Der 31-Jährigen widmete der Dekan würdigende Worte, die von großer Wertschätzung zeugten. Er hob ihren vielfältigen Werdegang hervor, der von hoher Kompetenz, Erfahrung, Kreativität und Einfühlungsvermögen spreche.
Seit September 2024 hat Aller die Stelle vertretungsweise im Probedienst inne – und bereits in dieser kurzen Zeit beeindruckende Akzente gesetzt. Von der Organisation der Langen Nacht der Demokratie über einen zusehends florierenden und vielfältigen Instagram-Kanal bis zu innovativen Projekten wie Pop-up Churches und dem Maus-Türöffner-Tag: Aller hat das Dekanatsleben merklich bereichert und auf der neu errichteten halben Pfarrstelle neue Wege der Kommunikation des Evangeliums erschlossen.
Christus als Fundament beim Umbau
Nach der Begrüßung und Eröffnung durch die Präsidinnen richteten sich um 10:45 Uhr alle Augen auf Regionalbischöfin Berthild Sachs. In ihrer Zeitansage zeichnete sie ein ambitioniertes Bild der anstehenden Verwaltungsreform der Evangelischen Kirche in Bayern. Die Zusammenlegung der Abteilungen im Landeskirchenamt ist dabei nur ein Baustein eines umfassenden Transformationsprozesses.
Sachs sprach von neuen Dekanatsgrößen von mindestens 35.000, mittelfristig besser 50.000 und mehr Gemeindegliedern. Noch konkreter wurde sie bei der Vision von Nachbarschaftsräumen als "Bezugsgröße der Zukunft": 8.500 Gemeindeglieder und fünf Vollzeit-Geistliche-Stellen sollen künftig eine solche Einheit bilden. Diese Pläne sollen auf der Herbstsynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern 2025 vorgestellt werden – verbunden mit ersten Weichenstellungen für den Landesstellenplan.
In einem eindrücklichen Bild verglich die Regionalbischöfin die anstehenden Veränderungen mit einem "Umbau des Hauses Kirche im laufenden Betrieb". Doch bei aller Notwendigkeit struktureller Anpassungen betonte Sachs nachdrücklich: An Christus als Fundament werde bei allen Umbaumaßnahmen nicht gerüttelt.
Workshops: Vom Sakralraum bis zum Museum
Nach einer ersten Diskussionsrunde widmeten sich die Synodalen ab 11:45 Uhr in parallel laufenden Workshops der drängenden Frage kirchlicher Gebäude in der Zukunft. Die Themenpalette war breit gefächert und zeigte die Vielfalt der Herausforderungen.
Da diskutierte Superintendent Tobias Steinke mit den Teilnehmenden über die Transformation der Kirche Greiz-Aubachtal – ein Beispiel dafür, wie aus Sakralräumen neue Eventlocations werden können. Pfarrer Andreas Gebelein (Schulpfarrer in Naila) leitete einen Workshop mit dem poetischen Titel "Vom Blumenladen zum G'freeser Kircheneck", der ein innovatives Projekt rund um ein Gemeindezentrum in einem Ladengeschäft mitten in Gefrees entfaltete, während Prädikantin Elke Rosewich die provokante Frage stellte: "Schlafen in der Kirche? Wer kann dazu schon Nein sagen?". Das Projekt von Kirchen, in denen neben gottesdienstlicher Nutzung auch eine Übernachtung für Pilger:innen möglich ist, faszinierte die Teilnehmenden.
Dekan Andreas Müller selbst moderierte das Beispiel des Gemeindehauses Kronach, bei dem aus drei Gebäuden eines wurde. Besonders innovativ klang der Workshop von Pfarrerin Nicola Aller im Erdgeschoss: "Wie geht Kirche ohne Gebäude?" Am Beispiel des MUT-Projekts "Kirche am Hubland" in Würzburg zeigte sie neue Wege auf, Gemeinde abseits der eigenen Räumlichkeiten zu denken. Pfarrer Michael Grell stellte schließlich die Umwandlung des Gemeindehauses Joditz vom Pfarrhaus zum Museum vor. Die Eröffnung des Jean-Paul-Museums im Dörfchen vor den Toren Hofs erwarten viele mit Spannung.
Regionaler Austausch und Diakonie-Campus
Nach dem gemeinsamen Mittagessen stand der Austausch zwischen den vier Regionen des Dekanats auf dem Programm. Um 14:30 Uhr folgten Informationen zu den Fusionsgesprächen mit den Dekanaten Naila und Münchberg, die noch Mitte der 2020er-Jahre zu erwarten ist, sowie zu dekanatlichen MUT-Projekten und zur anstehenden Landessynodalwahl.
Einen Höhepunkt setzte um 15 Uhr der Bericht von Diakonievorsitzendem Martin Abt. Er gewährte spannende Einblicke in den Campus der Diakonie Hochfranken und die vielfältige diakonische Arbeit in Hof – ein Beleg dafür, dass kirchliches Engagement weit über Gottesdienste und Sakramentenspendung hinausgeht.
Einführung mit Herz: Neue Öffentlichkeitsreferentin
Mit dem Schlusssegen des Dekans ging gegen 16 Uhr eine Synode zu Ende, die Mut machte. Mut, weil hier nicht lamentiert, sondern angepackt wurde. Weil Strukturreformen nicht als notwendiges Übel, sondern als Chance begriffen wurden. Und weil deutlich wurde: Auch auf federleichten Sohlen – um im Bild der Predigt von Pfrin. Aller zu bleiben – kann eine Kirche festen Halt finden, wenn das Fundament stimmt.
